Die vergangen zwei Jahre waren für uns Maisbauern nicht die rosigsten. Die Trockenheit hat ihren Tribut gefordert, die Erträge waren schlecht, die Energieausbeute gering und das Futter knapp. Aber das muss nicht sein.

Im folgenden Artikel zeige ich dir, wie du mit Hilfe eines unscheinbaren Mikronährstoffes deinem Mais zu mehr Größe und Energie verhelfen kannst.

Was haben Babypopos und Mais gemeinsam?

Als frisch gebackene Mama bleibt man von einem Thema wohl nicht verschont: Der wunde Babypopo. Feuchtigkeit und Luftabschluss unter der Windel sorgen dafür, dass Windeldermatitis und rote Flecken unsere Engelchen plagen. Auf der Suche nach Abhilfe stolperte ich dann schnell über zahlreiche Salben, die alle eines gemeinsam haben: Sie enthalten Zink.

Zink - Eine Superheldin mit vielen Talenten

Um mir einen Überblick über die verschiedenen Produkte zu verschaffen, gebe ich den Suchbegriff „Zink“ im Onlineshop einer Drogeriekette ein. 220 Ergebnisse – Wundheilsalben, Babypopo-Creme, Gesichtsmasken, Kapseln für schöne Haut/ Haare/ Nägel – ja sogar antibakterielle Müllbeutel bauen auf dieses Übergangsmetall.
Jetzt ist mein Interesse geweckt. Bisher habe ich von Zink gar keine Vorstellung. Von anderen Elementen wie Gold, Silber, Kupfer usw. habe ich ein klares Bild vor Augen. Aber Zink? Ich wüsste nicht einmal, welche Farbe Zink hat.

Für alle unter euch, die nun auch neugierig geworden sind, kann ich die Frage nach der Beschaffenheit an dieser Stelle schon einmal beantworten: Zink ist bläulich-weiß und spröde und zieht bei ziemlich vielen Prozessen still und heimlich die Fäden – wie eine Superheldin.

Zink ist quasi die Superwoman unter den Mikronährstoffen. In über 300 Enzymen ist Zink der Zündschlüssel (genannt Cofaktor). Etwa jedes 10. Protein braucht Zink, um zu funktionieren.

Ihre Superkraft, Wunden zu heilen, rührt daher, dass Zink bei vielen Heilungsprozessen nötig ist. Für Mensch und Tier ist Zink also eine wahre Wunderwaffe. Da liegt doch die Frage nahe, was Zinkdüngung für unseren Acker tun kann.

Zink – Auch in der Pflanzenernährung kein Zonk

Wie Kupfer ist Zink auch in Pflanzen ein Teammitglied, das in Superoxiddismutasen und somit an der Entgiftung von toxischen Sauerstoffradikalen beteiligt ist und so zum Schutz vor UV-Strahlung und PLS-Flecken beiträgt. Deshalb zeigt sich ein Zinkmangel u.a. anhand von Nekrosen.

Außerdem hat unsere Zink-Superheldin strukturelle Funktionen im Zentrum von Enzymen (z.B. Alkohol-dehydrogenase) und katalytische, also beschleunigende, Funktionen (z.B. in der Carboanhydrase), was vor allem für C4-Pflanzen, und daher für Mais, wichtig ist.

Zink ist an der Produktion von Wachstumshormonen beteiligt und ist verantwortlich für das Streckungs- und Dickenwachstum. Und auch dem pflanzlichen Immunsystem hilft Zink auf die Sprünge und macht stark gegen Virus und Pilze.

Wie sehe ich meinem Bestand einen Zinkmangel an?

Bei uns sehen wir Zinkmangel an Haarausfall, brüchigen Nägeln und Pickelchen. Auch unsere Kultur strahlt nicht gesund und grün, wenn ihr Zink fehlt. Die Pflanzen sind dann klein und verkümmert, der typische Rosettenwuchs tritt auf. Junge Blätter zeigen zuerst helle Stellen, da Zink in der Pflanze wenig mobil ist. Später zeigen auch ältere Blätter Chlorosen und abgestorbene Flecken.

Bei deinem Mais erkennst du einen Zinkmangel an hellen Streifen beidseits der Mittelrippe, die nicht bis zur Blattspitze durchgehen, dafür aber an der Blattbasis zusammenfließen können. ist der Mangel ganz besonders schlimm, hast du auf dem Maisacker eher blasse kleine Zwerge als sattgrüne kräftige Maispflanzen.

AdobeStock_222772744_Zinkmangel_kl

Welche Superkräfte hat Zink?

Jede Ackerkultur freut sich über Zink. Besonders hoch ist der Bedarf bei Mais und Lein, gefolgt von Leguminosen wie Ackerbohnen, Luzerne oder Erbsen. Aber auch Getreide und Raps nehmen die Unterstützung unserer Superheldin gerne an.

Egal, ob der Bedarf sehr hoch ist oder eher niedriger, ein Mangel nehmen alle Kulturen übel. Hier winkt wieder einmal das Liebig-Faß von Weitem.

Eine ausgewogene Zinkversorgung sorgt für:

  • ungestörten Ablauf der Chlorophyllbildung
  • bessere Stickstoffausnutzung
  • schnelleres Wachstum
  • gute Fruchtausbildung (Ähre, Kolben, Knolle)
  • hohe Anzahl Körner pro Ähre oder Knollen
  • höherer Stärkegehalt
  • bessere Frostresistenz
  • höhere und stabile Erträge
  • bessere Krankheitsresistenz
  • natürlicher Schutz vor Strahlungsbedingten Blattflecken
  • fungiostatische Wirkung gegen Schneeschimmel und Septoria tritici

Wow, ganz schön viel, was unser Multitalent für unsere Pflanzen tut. Aberwie kriegen wir nun unseren Mais zu einem Kraftprotz?

Was bringt Zink meinem Mais?

Das kling ja schon mal alles interessant. Doch wie genau wirkt sich eine optimale Zinkversorgung auf meinen Mais aus und was bringt das meinem Geldbeutel?

In Exaktversuchen zeigte sich, dass durch die Gabe von 500 g Zink/ha der Trockenmasseertrag um 14 % und der Stärkegehalt um 16 % stieg. Die Proben wiesen 35 % mehr Rohprotein und 14 % mehr Rohfett auf, was zu 23,5 % mehr NEL MJ/ha führte.
Zink macht den Mais also größer und energiereicher.

Wo muss ich mit Zinkmangel rechnen?

Laut Megalab-Analysen zeigten 60 % aller zwischen 2012 und 2015 untersuchten Maisproben einen Mangel an Zink. Auch eine Superheldin kann nicht überall sein. Und so ist es eben auch mit der Zinkversorgung gar nicht mal so einfach.

Ist es zu sandig oder humusarm, fehlt die Bindungskapazität für Zink. Sind die Böden jedoch schwer, wird Zink fest an Tonminerale gebunden. Mit steigendem pH-Wert des Bodens werden die Zinkverbindungen immer fester und somit die Pflanzenverfügbarkeit schlechter. Dies wird durch hohe Eisen-, Kupfer, oder Mangangehalte noch verstärkt.

Sind die Böden im Frühjahr lange kalt und nass, wachsen die Wurzel noch nicht richtig und können somit nur wenig Zink aufnehmen. Lange Trockenheit ist auch nicht gut, hier befindet sich wenig Zink in Lösung.

Der große Schwarm vom Zink heißt Phosphor. Ist der im Boden vorhanden (> 30 mg P2O5) und die beiden treffen sich, findet quasi direkt die große Traumhochzeit statt. Unser Zink ist dann fest gebunden und hat keine Zeit mehr für das Erledigen seiner vielen ursprünglichen Jobs. Also Obacht nach hoher organischer Düngung!

Zinkdüngung: Wann? Wie viel? Wie am besten?

Generell gilt: Zur Aufnahme über das Blatt muss natürlich auch Blattmasse vorhanden sein.

Dein Mais freut sich ab dem 4-Blattstadium bis zum 10-Blattstadium über 500 g Zn/ha. Möchtest du die Zink-Gabe mit der Unkrautmaßnahme verbinden (Achtung: Nicht mit Rimsulfuron haltigen Herbiziden mischen, sonst wird's unschön!), wäre das 4-Blattstadium der gemeinsame Nenner.

Am besten aufnehmen kann dein Mais den Mikronährstoff jedoch sobald er 6 Blätter hat. Warum gibst du ihm nicht zwei mundgerechte kleinere Mahlzeiten und splittest? So nimmt man 250 g Zn mit dem Herbizid mit und fährt zwischen dem 8- und 10-Blattstadium noch einen 250 g Nachtisch auf den Mais.

Dem Raps kannst du jeweils zum Azoltermin im Herbst und im Frühjahr ein Schlückchen von 250 g Zn/ha mit gönnen. Deinem Getreide hungert es ab der Bestockung bis zum Grannenspitzen. Weizen, Gerste und Co. verdauen kleinere Mahlzeiten ebenfalls besser als eine große.

Welche Zinkform ist die Beste?

Natürlich gibt es für den Acker weder Kapsel, Creme noch Brausetablette. Die Darreichungsform von Mikronährstoffdüngern ist beim Zink vorwiegend flüssig.

Bei den Zinkformen verhält es sich wie beim Kupfer: Wir haben zum einen die Fast-Food-Variante in Form von Chelat, welche den schnellen Hunger über Blatt und Wurzel stillt und sofort verfügbar ist (selbst auf alkalischen Böden). Zum anderen gibt es die Vollkornstulle, alias Zinkoxid. Dieses wird langsam verdaut und macht durch seine Depotwirkung im Boden lange satt.

Ob Babypopo oder Mais - Always "Zink" positive

Zink ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt. Ein Mangel führt zu Minderwuchs, Stressanfälligkeit, geringeren Erträgen und schlechteren Qualitäten.

Die Gefahr eines Zinkmangels ist besonders hoch auf sandigen Böden und bei hohen pH-Werten. Besonders wenn mehrere Zink-Zehrer hintereinander angebaut werden (z.B. Mais nach Mais), ist Unterstützung von Nöten.

Alle Kulturen freuen sich über 250 bis 500 g Zn, sobald ausreichend Blattmasse vorhanden ist. Am dankbarsten sind deine Kulturen für eine Mischung aus schnell verfügbarem Chelat und lange zur Verfügung stehendem Oxid, am liebsten auf zwei Gaben aufgeteilt.