Je magerer der Hund, desto fetter die Flöhe lautet ein Sprichwort. Aber nicht nur Hunde werden von diesen winzigen Plagegeistern befallen, sondern auch dem Raps können Flöhe zu schaffen machen. Nun ist der Rapserdfloh (lat. Psylliodes chrysocephala) freilich kein Floh im eigentlichen etymologischen Sinne sondern gehört zur Ordnung der Käfer; doch unbeliebt ist er im Pflanzenbestand genauso wie in Hassos Fell. Die beißenden Käferlein befallen Stängel und Blätter und können den jungen Rapspflanzen den Start ins Leben ordentlich schwer machen.

Kaum gedrillt, schon in Gefahr – Jetzt musst du besonders wachsam sein!

Puh! Der Raps ist gedrillt, der Acker war weder zu nass noch zu trocken und die ersten Drillreihen werden sichtbar. Das lässt uns erst einmal aufatmen. Doch viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Kaum sehen die jungen Pflänzchen das erste Mal die Sonne, müssen wir ein wachsames Auge auf sie haben. Spätestens jetzt ist es aller höchste Eisenbahn, um unsere Wachtürme in Form von Gelbschalen auf ihren Posten zu stellen!

Die Rapserdflöhe sind bereits im Juni/ Juli geschlüpft, haben sich an Altraps schön satt gefressen und sich dann in schattige Wälder, Hecken und unter Laubstreu erst einmal zur Sommerruhe zurückgezogen.

An warmen Tagen Anfang September kommen die Käfer dann rausgesprungen und befallen den frisch aufgelaufenen neuen Raps. Die Weibchen haben nur eine Mission: Fressen. Sie müssen sich jetzt zwei bis drei Wochen während des Reifungsfraßes den Bauch vollschlagen, bevor sie ihre Eier in den Boden nahe der Rapspflanzen ablegen.

Je höher die Temperaturen im Herbst, desto schneller durchläuft der Schädling, der nur eine Generation pro Jahr bildet, seine Metamorphose, das heißt die Entwicklung vom Ei, zur Larve zum fertigen Käfer.

Der kleine Käfer schätzt es besonders, wenn der September ganz normal verläuft – ohne Kälteperioden, die ihn am Wachstum hindern würden – und dann noch ein mollig warmer Oktober folgt. Sein größtes Pech und dein Glück wäre ein Fallen der Temperaturen unter 6°C. Dann könnten sich die Eier nicht weiterentwickeln und die Larven würden folglich erst im Frühjahr schlüpfen. Da wächst dann aber der Raps zum Glück so schnell, dass ihn die Larve weniger juckt.

Wir wissen jetzt genau, dass wir von der ersten Minute an wachsam sein und ein Auge auf unseren frisch aufgelaufenen Bestand haben müssen. Doch wie unterscheide ich den Rapserdfloh von all dem anderen Getier, das auf dem Acker kreucht und fleucht?

Die Fahndung hat begonnen – So erkennst du den Flohkäfer und seine Teufelsbrut ohne Zweifel

Zur Identifikation des Täters solltest du natürlich deine zwei wichtigsten Protagonisten verhören:

Hier wirst du sicher flott auf eine heiße Spur kommen. Für den Rapserdfloh, der sich gerne an jungen Pflanzen vergeht, könnte die Täterbeschreibung bei Akte XY... ungelöst wie folgt aussehen:

  • glänzend blau-schwarzer Körper
  • 3 bis 4,5 mm lang
  • die Körperform ist länglich oval
  • der Rücken ist stark gewölbt
  • die Beine sind bräunlich.
Rapserdfloh

Wir suchen also einen kleinen buckligen Kerl im zeitlos dunkel glänzenden Gewand mit braunen Hosen, der sich mit seinen auffallend muskulösen, strammen Hinterschenkeln hüpfend vorwärts bewegt.

Doch nicht nur die Erwachsenen der Flohbande machen Ärger. Auch der Nachwuchs hat bereits kriminelle Energie.

Und das nicht zu knapp. Die noch viel gefährlicheren Larven haben nämlich das größere Schadpotenzial. Die Rapserdflöhe durchlaufen ihre Pubertät, also den Übergang vom Ei zum erwachsenen Käfer in einem wenig ansehnlichen, schmutzig weißen, braun gepunkteten Overall. Ihre bis zu 7 mm langen Körper bewegen sie mit drei Beinpaaren fort. Der Kopf ist bei den kleinen Exemplaren schwarz, bei den bereits größeren braun.

Nun werden uns beim Gang über den Acker nicht als erstes Larven und Käfer unübersehbar entgegenwinken. Die Anwesenheit fällt eher durch das Schadbild auf, dass die Erdflöhe verursachen.

Mein junger Raps hat Löcher – Bei diesen Schadsymptomen solltest du den Rapserdfloh verhören

Hurra, der junge Raps ist da. Doch halt, der sieht ja aus wie Schweizer Käse. Sind Schleimspuren sichtbar? Gehen die Löcher vom Blattrand aus? Nein? Dann sind Schnecken als mutmaßliche Übeltäter an dieser Stelle schon aus dem Schneider.

Findest du hingegen kleine Löcher, die trichterförmig von der Blattoberseite ausgehen, dann scheinen hier Erdflohweibchen während ihres Reifungsfraßes großen Hunger gehabt zu haben. Trotz des teils erst einmal erschreckenden Schadbildes, gefährden die Fraßlöcher den vitalen Raps eher weniger. Gefahr besteht hier nur nach ungünstigen Auflaufbedingungen in geschwächten Beständen.

Das viel größere Problem für die junge Rapspflanze stellen die Larven dar, welche sich aus den im Boden abgelegten Eiern entwickeln. Nach dem Schlupf bohren sich die Biester zuerst in die Blattstiele. Dieser Bohrfraß ist noch nicht allzu dramatisch. Die größeren Larven hingegen bohren sich in den Stängel. Dieser kann dadurch aufreißen, weitere Pathogene freuen sich über riesige Eintrittspforten und wenn dann noch Wasser eindringt und im Winter gefriert, kann der ganze Stängel aufplatzen.

Richtig bedrohlich wird es für die Rapspflanze auch, wenn die Larven sich im Rosettenstadium bis zum Herzen des Wachstums – dem Vegetationskegel – vorfressen. Dies kann sogar das Absterben der Pflanze zur Folge haben.

Unser Raps ist also nicht nur direkt durch die Völlerei der ganzen Erdflohfamilie bedroht, sondern durch die Fraßschäden auch noch anfälliger für Wurzelhals- und Stängelfäule sowie für Auswinterung.

Rapserdflohlarve

Die größte Gefahr besteht bei extrem hohen Larvenbefall und zeitigem Erreichen der großen Larvenstadien. Doch wie können wir der gefräßigen Flohbande Einhalt gebieten?

Der Erdfloh steht als Täter fest – Wie stoppe ich nun die gefräßige Käfersippe?

Willst du deinem Raps die optimalen Startbedingungen und eine Art Selbstverteidigungskurs gegen Erdflöhe mitgeben, dann sind kräftige, gut versorgte Pflanzen natürlich das A und O. Perfekte Auflaufbedingungen und eine Kopfdüngung sind absolut förderlich. Nun haben uns aber die Jahre 2017 (viel zu nass) und 2018 (viel zu trocken) gelehrt, dass beim Thema optimale Saatbettbereitung nicht immer dort wo ein Wille auch ein Weg ist.

Sowohl aktuelle Basisbeizen als auch Standardbeizen, die bereits dank des Züchters am Rapssaatgut sind, haben leider nur eine abschwächende Wirkung gegen Erdflöhe, die auch nicht lange anhält. So kann auch dein Raps, trotz allen Bemühungen, Opfer eines Flohbefalls werden.
Die erste Frage ist natürlich: Wie schlimm ist es überhaupt? Bagatellverbrechen oder organisierte Bandenkriminalität?

Die Schadschwelle zum Anlegen der Handschellen in Form eines Insektizides zeigen dir sowohl deine Gelbschalen als auch die Pflanzenschäden an. Es sollten stets beide Zeugen direkt ab Auflauf ständig befragt werden.

Bei folgendem Tatbestand darfst du dir die Übeltäter aktiv vom Hals schaffen:

Pflanzen:

  • 10 % Lochfraß am Blatt oder
  • 3 Larven pro Pflanze in schwachem Bestand bzw. 5 Larven in normalem Bestand (verbräunte Fraßgänge an Blattstielen)

Gelbschale:

  • 09. bis 20.09. > 75 Käfer/GS binnen 3 Wochen
  • 09. bis 31.10. > 50 Käfer/GS binnen 10 Tagen

Sind diese Befallswerte erreicht, kommen Pyrethroide der Klasse 2 gegen die Käfer und die frühen Larvenstadien zum Einsatz. Nun liegt die Crux in dem Zeitpunkt des Angriffs – zu früh ist schlecht, zu spät ist auch schlecht.

Am besten erwischst du die Rapserdflöhe noch vor der Eiablage, also etwa 7 Tage nach ihrem Zuflug. Die Kunst ist jedoch, einen möglichst nicht zu frühen Termin zu wählen, damit du alle zugeflogenen Käfer erwischst. Außerdem danken dir die Pyrethroide eine kühlere Witterung mit längerer Wirksamkeit.

Floh erkannt – Floh gebannt

Damit dein Raps nicht mager da steht und als Futter für vermehrungswillige „fette“ Rapserdflohweibchen dient, gilt es ab Aussaat stets ein Argusauge auf deine Gelbschalen und deine jungen Pflanzen zu haben. Entdeckst du in den Schalen im Herbst schwarze Käfer mit gewölbtem Rücken und strammen Beinen und/oder an deinen Pflanzen in den Blättern Löcher und/oder schmutzig weiße Larven mit drei kleinen Beinpaaren und dunklem Kopf in Stängeln oder Blattstielen, bist du Opfer eines Überfalls durch Rapserdflöhe geworden. Aber keine Panik, da du nun den Feind kennst, kannst du ihn ohne Probleme bekämpfen.