Der Raps zeigt die ersten Laubblätter und los geht's! Ich stiefele schnurstracks durch die mittlerweile erkennbaren Reihen auf Kontrollmission zur Gelbschale. (Wie du übrigens deine Gelbschale richtig aufstellst, kannst du hier nachlesen). Dort angekommen fällt mir ein Fluginsekt ins Auge, dass ich bisher nicht kannte: Was sind das für orange Fliegen? Die muss ich mir genauer anschauen...

Kohlrübenblattwespe in Gelbschale

Bei diesem Schadbild im Raps solltest du in Alarmbereitschaft gehen

Nanu, wer bist denn du? Und vor allem, bist du Freund oder Feind? Diese Frage beantwortet sich mir beim Blick auf unsere Pflänzchen direkt von selbst. Auch dieses Insekt möchte uns nichts Gutes tun. Löcher in der Mitte und Löcher am Rand lassen unsere jungen Rapsblätter aussehen wie Schweizer Käse.

Schadbild Larve der Rübsenblattwespe
Beim genauen Hinsehen erkenne ich, dass die Ränder dieser „Käselöcher“ nicht wie beim Rapserdfloh trichterförmig von unten nach oben reingefressen sind, sondern nahezu abgenagt aussehen, ähnlich als wären Blattschneideameisen am Werk.

Betroffen sind sowohl die Blattränder als auch die sogenannten Interkostalfelder, was nichts Anderes bedeutet, als die Blattmasse zwischen dem „Blattgerippe“.
Nach der Kontrolle der Gelbschale und dem Inspizieren der Pflanzen nehme ich nun im dritten Schritt die Blätter noch genauer unter die Lupe und gucke mal, ob sich der Verantwortliche vielleicht sogar auf frischer Tat ertappen lässt.

Knusper, knuper, knäuschen - Wer knabbert an meinem Raps?

Die 6 bis 8 mm großen erwachsenen Kohlrübenblattwespen (Athalia rosae), auch liebevoll Rübsenblattwespen genannt, habe ich ja bereits bei ihrem Wellnessurlaub in meinem Gelbschalen-Schaumbad erwischt. Gekleidet sind sie in einem orange-gelben Badeanzug, eine modeltaugliche, schlanke Wespentaille haben sie allerdings nicht zu bieten. Die Flügel sind durchsichtig mit schwarzer Umrandung. Kopf und Brust zeigen sich in zeitlosem Schwarz.

An den Blättern werde ich allerdings kaum Exemplare dieses Hautflüglers finden. Wie so oft bei Insekten machen auch bei den Rübsenblattwespen nicht die Erwachsenen den Ärger, sondern deren gefräßige Kinderstube. Diese sehen ihren Eltern, wie bei den meisten Insekten, wieder einmal so gar nicht ähnlich.

Ich gehe also ins Grand-plié, um dem jungen Raps mit Argusaugen unters Tutu zu schauen. Da sticht mir auch direkt eine schwarze Raupe ins Auge. Dieser Wurm im Batman-Gewand ist die Larve der Kohlrübenblattwespe. In früheren Kindertagen kann diese auch grün bis gräulich sein.

Beine um beim Fressen vorwärts zu kommen, hat das Tierchen auch genug. In der Grundausstattung sind drei Brust-, sieben Bauch- und ein Nachschiebebeinpaar inklusive. Das macht immerhin 22 Beine auf 18 mm Larvenlänge.

Doch warum bin ich in den letzten Jahren nie über diese Tierchen gestolpert?

Warum unser Raps ausgerechnet 2019 so von Kohlrübenblattwespen geplagt wird

Ihr wundert euch jetzt sicher genauso wie ich, wo diese Viecher auf einmal herkommen und warum wir im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ausgerechnet 2019 im Winterraps mit ihnen zu tun haben.

Populär ist die Rübsenblattwespe normalerweise in Rettich, Kohlarten, Radieschen, Sellerie usw. Im Raps hat sie dieses Jahr aufgrund der günstigen Wetterkonstellation nur einen Gastauftritt.

Die Weibchen legen ihre Eier auf die Blätter, nach einer Woche schlüpfen die Larven, diese fressen sich vier Wochen im Reifungsfraß satt und verpuppen sich dann im Boden, bis aus ihnen wiederum beflügelte Wespen werden. Die erste Generation schlüpft Ende Mai / Anfang Juni, die zweite ist dann Ende Juli / Anfang August soweit. Wenn es warm und trocken ist – wie eben in 2019, dann schafft die Rübsenblattwespe noch eine dritte Generation im Jahr. Diese Larven schlüpfen dann genau Ende August / Anfang September, wenn ein reich gedecktes Buffet an jungen Rapspflanzen bereitsteht.

Zyklus_Rübsenblattwespe

Der Schädling ist nun bekannt, doch wie werden wir ihn wieder los?

So bekämpfst du die Rübsenblattwespe und rettest deinen Rapsbestand

Nun haben wir den Salat, die gefräßige Brut ist da. Mein erster Gedanke war direkt: Oh je, Schädlinge an der Blattunterseite sind immer schwer zu kriegen. Schließlich kennen wir das Problem ja von den Blattläusen. Die sitzen nämlich sicher geschützt vor Insektiziden unter dem Rapsblatt wie unter einem Regenschirm und saugen sich kugelrund.

Ganz so schwierig ist die Larve der Rübsenblattwespe zum Glück nicht zu vernichten. Ihre Gier und Gefräßigkeit wird ihr an dieser Stelle zum Verhängnis. Die Larve saugt nämlich nicht nur am Blatt, sondern frisst es häppchenweise auf. Damit nimmt der Schädling auch die nötige Dosis des Insektizids auf.

Nun sollte natürlich beim Fund einer einzigen Larve auf dem Schlag nicht direkt die Kavallerie aktiviert werden, aber sobald eine Larve pro Pflanze ihr Unwesen treibt, ist die Schadschwelle überschritten. Zum Einsatz kann nun jedes Pyrethroid der Klasse 2 kommen, dass eine Zulassung gegen beißende Insekten oder explizit gegen Rübsenblattwespen besitzt.

Sogar im fernen Japan richtet die gefräßige Raupe Schäden an. Hier siehst du sie bei der "Arbeit" im blühenden Raps.

Lass dir von schwarzen Raupen nicht den Ertrag rauben!

Sobald deinem Raps die ersten Laubblätter wachsen, ist er bei warmen Bedingungen ein gefundenes Fressen für die Larven der Kohlrübenwespe. Merken kannst du dir hier Aussehen und Name des Schädlings mit dieser Eselsbrücke ganz einfach:

KOHLrabenschwarze Larven = KOHLrübenblattwespe

In der Regel wirst du aber zuvor ohnehin schon über die charakteristischen Fraßstellen gestolpert sein, wenn dir nicht sogar schon deine Gelbschale durch orangefarbene Wespenleichen die Anwesenheit der Rübsenblattwespe prophezeit hat. Sobald der Bekämpfungsrichtwert erreicht ist, erreichst du mit den gegen beißenden Insekten zugelassenen Pyrethroiden sehr gute Bekämpfungserfolge.